Paticcasamuppada

Aus Glossar des Buddhismus
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Paticcasamuppada *1

Die 'Bedingte Entstehung', ist die Lehre von der Bedingtheit aller das sog. individuelle Dasein ausmachenden körperlichen und geistigen Phänomene. Sie bildet, zusammen mit der Lehre von > anatta, d.i. von der Unpersönlichkeit oder Ichlosigkeit alles Daseins, die unumgängliche Voraussetzung und Vorbedingung zum eigentlichen Verständnis und zur Verwirklichung der ganzen Buddhalehre. Sie zeigt die Bedingtheit und abhängige Natur des mit den konventionellen Namen Ich, Individuum, Mensch, Tier usw. bezeichneten ununterbrochenen Stromes der mannigfaltigen körperlichen und geistigen Daseinsphänomene.

Während die Lehre von anatta analytisch verfährt und das Dasein in seine letzten Bestandteile, in lauter leere, wesenlose Phänomene zerlegt, verfährt die Lehre von der Bedingten Entstehung synthetisch, indem sie zeigt, daß alle diese Phänomene in irgend einem bedingten Verhältnisse, irgend einer Beziehung zu einander stehen. Der gesamte Abhidhamma behandelt, im Allgemeinen gesprochen, eigentlich nichts anderes als eben diese beiden Lehren: Phänomenalität alles Daseins und Bedingtheit aller Daseinsphänomene. Ersteres zeigt Dhamma-sangani, das erste Werk des Abhidhamma; letzteres das Patthana, das letzte sechsbändige Hauptwerk des Abhidhamma. Vgl. Nyanatiloka, Guide through the Abhidhamma-Pitaka, Kandy, 1971.

Obgleich der Paticcasamuppada im Abendland sehr häufig in Wort und Schrift behandelt wurde, so muß doch leider festgestellt werden, daß die weitaus meisten Autoren Sinn und Zweck dieser Lehre von der "Bedingten Entstehung" völlig mißverstanden haben. Selbst die 12 Grundbegriffe in der Bedingtheitsformel wurden z.T. unrichtig wiedergegeben.

Die erste Abhandlung des Verfassers über den Paticcasamuppada in englischer Sprache stammt aus dem Jahre 1934 (Maha-Bodhi Journal, Calcutta); abgedruckt im Guide through the Abhidhamma-Pitaka 1938. Eine allgemein verständliche Darstellung bietet ein im Jahre 1938 gehaltener Vortrag (veröffentlicht durch den Public Trustee of Ceylon, Colombo 1938; wieder abgedruckt in »Fundamentals of Buddhism«, Colombo 1949).

Die Formel der Bedingten Entstehung lautet in Kürze:

Durch (1.) Unwissenheit (avijja) bedingt sind (2.) die Karmaformationen (sankhara), dadurch (3.) das Bewußtsein (vinnana) (im nächsten Leben), dadurch (4.) das Körperliche und Geistige (nama-rupa), dadurch (5.) die sechs Grundlagen (ayatana) der geistigen Vorgänge, dadurch (6.) der Bewußtseinseindruck (phassa), dadurch (7.) das Gefühl (vedana), dadurch (8.) das Begehren, dadurch (9.) das Anhaften (upadana), dadurch (10.) der Werdeprozeß (bhava), durch den (karmischen) Werdeprozeß (11.) die Wiedergeburt (jati), dadurch (12.) Altern und Sterben usw. (jara-marana usw.). In Pali: avijja-paccaya sankhara, sankhara-paccaya vinnanam, vinnana-paccaya nama-rupam usw.

Vergangenheit 1. Unwissenheit

2. Karmaformationen sankhara

Karmaprozeß
5 Ursachen 1. 2. 8. 9. 10.
Gegenwart 3. Bewußtsein vinnana

4. Körperl. u. Geistiges nama-rupa
5. 6 Grundlagen ayatana
6. Bewußtseinseindruck phassa
7. Gefühl vedana

Wiedergeburtsprozeß

5 Wirkungen: 3-7.

Gegenwart 8. Begehren tanha

9. Anhaften upadana 10. Werdeprozeß bhava

Karmaprozeß


5 Ursachen 1. 2. 8. 9. 10.

Zukunft 11. Wiedergeburt jati

12. Altern und Sterben jara-marana

Wiedergeburtsprozeß

5 Wirkungen: 3-7.