Religion und ihre Kriege
Wenn man alle Religionsgemeinschaften weltweit betrachtet, sind radikale Strömungen nur ein kleiner Teil von ihnen. Die meisten Religionen setzen sich für ein friedliches Zusammenleben der Menschen ein und verurteilen jede Gewalt in ihrem Namen.
Aber Religion war und ist auch immer wieder Auslöser für Kriege oder Konflikte, jedoch meist nur eine von mehreren Ursachen für die Gewalt. Oftmals wurde und wird Religion als „Deckmantel“ für das Streben nach Macht und Besitz, z.B. als Zugang zu Ressourcen wie Wasser und Öl, missbraucht.
Deshalb ist es schwer zu sagen, wann man von einem Religions- oder Glaubenskrieg sprechen kann.
Auch heute noch kommt es zu Gewalt im Namen einer Religion. Es sind seltener Staaten, sondern öfter radikale Strömungen innerhalb von Religionsgemeinschaften, die ihren Glauben gewaltsam verbreiten wollen. Man spricht von religiösem Fundamentalismus oder religiösem Extremismus. Hier endet das Recht auf Religionsfreiheit, weil die Grundrechte anderer Menschen eingeschränkt werden, zum Beispiel das Recht auf Leben oder das Recht auf Meinungsfreiheit.
Mir bleibt hier nur übrig, auf einige der im Namen von Religion geführten Kriege hinzuweisen, beileibe keine vollzählige Aufzählung.
Die Islamische Expansion
Als „Islamische Expansion“ wird die Eroberungen der Araber von der Mitte der 630er Jahre an und die damit einhergehende Ausdehnung des Islams bis ins 8. Jahrhundert hinein bezeichnet. Der Beginn der islamischen Expansion wird häufig als das Ende der Antike genannt.
Bereits 629 war ein islamisch-arabisches Heer in Palästina eingefallen, jedoch im September bei Muta von oströmischen Truppen geschlagen worden
Etwa ein Jahr später begann der Angriff der Araber auf das Oströmische bzw. Byzantinische Reich und das neupersische Sassanidenreich, wobei beide spätantiken Großmächte von einem langjährigen Krieg gegeneinander stark geschwächt waren. Die Oströmer verloren 636 Palästina und Syrien, 640/42 Ägypten und bis 698 ganz Nordafrika an die Araber. Während die Oströmer ein Restreich mit dem Schwerpunkt Kleinasien und Balkan halten konnten, ging das Sassanidenreich 651 unter. In den folgenden Jahrzehnten griffen die Araber auch zur See an. Sie eroberten zu Beginn des 8. Jahrhunderts das Westgotenreich auf der Iberischen Halbinsel und drangen im Osten bis nach Zentralasien vor.
Die Kreuzzüge
Sie waren von der Lateinischen Kirche sanktionierte, strategisch, religiös und wirtschaftlich motivierte Kriege zwischen 1095/99 und dem 13. Jahrhundert. In diesem engeren Sinne bezeichnet der Begriff die Orientkreuzzüge, die sich gegen die muslimischen Staaten im Nahen Osten richteten. Im 13. Jh. wurde der Begriff für Kreuzzüge (wie peregrinatio) auch auf andere militärische Aktionen ausgeweitet, deren Ziel nicht das Heilige Land war (crux cismarina). In diesem erweiterten Sinne werden auch die Feldzüge gegen nicht christianisierte Völker wie Wenden, Finnen, Balten und Esten, gegen Ketzer wie die Albigenser und gegen die Ostkirche dazu gezählt. Vereinzelt haben Päpste sogar zu Kreuzzügen gegen christliche politische Gegner aufgerufen.
Die acht Religionskriege (1562-1598)
Im 16. Jahrhundert erlebt Frankreich eine religiöse Spaltung: die groβe Mehrheit bleibt dem Katholizismus treu und eine bedeutende Minderheit schlieβt sich der Reform an. Das Prinzip der Koexistenz beider Konfessionen in Frankreich erweist sich als nicht durchführbar. Der Krieg wird unvermeidlich: Beweis der Unmöglichkeit einer friedlichen Koexistenz von Katholiken und Protestanten.
In 36 Jahren werden acht Kriege einander ablösen, von nur instabilen Friedenszeiten unterbrochen. Erst mit dem Edikt von Nantes (30. April 1598), das den konfessionellen Dualismus festlegt, geht diese Zeit zu Ende. Gegen das Ende seiner Regierungszeit konnte Heinrich IV. (1610 ermordet) dem Edikt zur Achtung verhelfen, sodass die Protestanten geschützt waren.
Schmalkaldischer Krieg
Der schmalkaldische Bund, einem Verteidigungsbündnis protestantischer Fürsten und Städte, wurde im Jahr 1531 gegründet.
Der Schmalkaldische Krieg wurde von 1546 bis 1547 von Kaiser Karl V. gegen den Schmalkaldischen Bund geführt. Dabei versuchte der Kaiser, im Heiligen Römischen Reich den Protestantismus zurückzudrängen und gegenüber den Reichsständen die kaiserliche Macht zu stärken.
Der Krieg wurde zunächst in Süddeutschland geführt, verlagerte sich dann aber in den sächsisch-thüringischen Raum. Nach der Gefangennahme des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich und des hessischen Landgrafen Philipp, der beiden Hauptleute des Schmalkaldischen Bundes, endete der Krieg für den Kaiser erfolgreich. Der Schmalkaldische Bund wurde nach dieser Niederlage aufgelöst.
Die acht Hugenottenkriege
Die acht Hugenottenkriege (1562 bis 1598) wurden auch zusammenfassend „vierzigjähriger Krieg“ genannt. Im 16. Jahrhundert zerfiel Frankreich in zwei religiöse Lager: die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung blieb katholisch; eine starke Minderheit schloss sich der Reformation an. Ein friedliches Zusammenleben der beiden Konfessionen erwies sich als unmöglich; es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen; gerade in Gebieten mit gemischten Glaubensgruppen waren es oft Bürgerkriege.
Die acht offenen Kriege wurden nur von wenig tragfähigen Friedensvereinbarungen unterbrochen. Erst das Edikt von Nantes (30. April 1598) brachte wirklich Frieden; es verordnete eine begrenzte religiöse Toleranz. Die konfessionelle Koexistenz wurde im 17. Jahrhundert zugunsten der Katholiken eingeschränkt und 1685 durch das Edikt von Fontainebleau beseitigt, mit dem das Edikt von Nantes widerrufen wurde.
Der Dreißigjährige Krieg
Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) wurde durch die gegenreformatorischen Bestrebungen des Kaisers Ferdinand II. ausgelöst. Gegen diese schlossen sich mehrere protestantische Staaten und Herrscher zusammen. Vordergründig ging es um die Entscheidung für die protestantische oder katholische Konfession, im Hintergrund standen politische Interessen der Reichsfürsten und der europäischen Nachbarstaaten, ihre jeweiligen Herrschafts- und Einflusssphären auszuweiten. Dabei unterstützte zum Beispiel das katholische Frankreich unter der Führung des Kardinals Richelieu unter Ludwig XIII. aus Machtinteresse die protestantische Seite. Der Westfälische Friede, der mit dem Dreißigjährigen auch den Achtzigjährigen Krieg beendete, trug zu längerfristiger Stabilität in Europa bei.