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Der mittlere Weg

Irgendwann erinnert sich Siddharta an seine Kindheit. Einst saß er im Schatten eines Rosenapfelbaumes – und gelangte dabei in einen Zustand der freudigen Enthobenheit, eine Versenkung in sich selbst, „ohne sinnliche Gelüste und böse Ideen“. Kann er diesen glückhaft – leichten Zustand erreichen, während er seinen Körper Torturen unterwirft? Nein.

Nun dachte er an einen anderen Weg zur Erwachung, einen, der die notwendige Pflege des Körpers und lange Kontemplation miteinander in ausgeglichener Weise verbindet. Er nannte diesen Weg später „den mittleren Weg“, weil er das Extrem sinnlichen Genusses ebenso wie das der Selbstkasteiung vermeidet. Beide Extreme hatte er selbst erlebt, das erstere als Prinz und das letztere als Asket. Beide erkannte er als Sackgassen. Ihm war klar, daß er erst wieder zu Kräften kommen müßte, um den mittleren Weg zu gehen. Er gab seine Askeseübungen auf und nahm wieder Nahrhaftes zu sich.

Zu der Zeit lebten fünf andere Asketen bei dem Bodhisatta. Sie hofften, daß er sie nach Erlangung seiner eigenen Erwachung würde leiten können. Als sie aber sahen, daß er kräftiges Essen zu sich nahm, verließen sie ihn, da sie dachten, der prinzliche Asket hätte seine Bemühungen aufgegeben und wolle wieder ein luxuriöses Leben führen.

Jetzt war er allein, und dieses Alleinsein ermöglichte es ihm, sein Streben ungestört fortzusetzen.