Die Geschichte einer Toilette – ach, wenn sie selbst erzählen könnte
Toiletten können keine Geschichte erzählen? Oh, die meine doch, und zwar die aus dem Haus in Korat. Wir haben dieses Haus ja erstmals 2004 gesehen und im Jahr darauf denn auch gekauft. Während unserer letzten Aufenthaltes wohnten wir dort, und es ist wichtig für die Geschichte zu wissen, daß es zwei Toiletten gibt, nämlich eine im Erdgeschoss und eine im Obergeschoss. Wir hatten uns natürlich Gedanken gemacht, was während unseres Nichtaufenthaltes geschehen sollte. Mon, die Schwester meines Schwiegersohnes hatte noch während ihres Studiums geheiratet, eine Wohnung war noch nicht vorhanden, und so bot es sich an, daß das junge Paar das Haus bis zu unserem nächsten Besuch bewohnen könne.Es sind ja drei Schlafzimmer vorhanden, und sie konnten auch während unserer Anwesenheit schon im Haus wohnen.So geschah es auch, sie brachten ihren vorhandenen spärlichen Haushalt mit in das Haus ein.
Zurück zu 2005. Am vorletzten Tag vor unserem Heimflug stellte ich fest, daß die obere Toilette verstopft ist. Nun wissen wir ja alle, daß der Rohrquerschnitt in Thailand nicht dem gewohnten in Deutschland entspricht, denn dort säubert man sich ja mit Wasser und nicht mit Unmengen von PapierToilette. In Deutschland streben wir das papierlose Büro an, Thailand hat weitgehend papierlose Toiletten. Da meine Zeit nicht mehr ausreicht hier selbst tätig zu werden erteile ich der verbleibenden Mannschaft den Auftrag, für eine Rohrreinigung zu sorgen. Das ist ja nicht wie hier: „Willst du deine Rohre rein hilft im Fall die Firma Klein“. Nö, das muß alles erst einmal ausprobiert werden, und das braucht Zeit.
Im Laufe der Jahre 2005 und 2006 lasse ich mir gelegentlich vom Fortschritt der Toilettenrohrreinigung berichten, und man versichert mir, daß alles frei sei bei meinem nächsten Urlaub. Es eilt ja nicht, für Mon und ihren Mann und bald auch das Baby ist ja noch eine Toilette unten vorhanden, und wir sind ja nicht da. So oder so ähnlich wurden dann auch alle weiteren Nachfragen meinerseits beantwortet bis dann unser Reisetermin für 2007 feststand. Nun klangen die Antworten immer ein wenig mehr besorgt, manchmal aufgeregt. Vielleicht vier Wochen vor unserer Ankunft wurde von allen Seiten dann die erfreuliche Nachricht verkündet, daß man eine neue Toilette eingebaut habe. Die alte sei ja nicht mehr so ansehnlich gewesen und hatte auch in der Farbe nicht zu den Fliesen gepasst. Nun könne ich doch unbesorgt kommen und die Toilette im oberen Stockwerk benutzen, dort sei ja auch mein Schlafzimmer.
Was mich nachdenklich machte war, daß niemand davon sprach, daß das Rohr jetzt frei sei. Nun denn, das Thema Klo ist ja nun nicht unbedingt das Wichtigste im Leben, kann aber sehr wichtig werden. Ich habe bereits erwähnt, daß trotz der vorsorglichen und gut gemeinten Ratschläge an mich, mit Essen und Trinken aufzupassen, der Durchfall gekommen war.
Nicht jedoch bei mir, sondern bei meiner Frau. Nach Ankunft in Korat war mir deswegen das Thema dann doch wichtig und ich probierte als Erstes die Toilettenspülung der niegelnagelneuen weißen Toilette aus. Meine geheimen Befürchtungen wurden wahr: das Wasser lief nicht bzw. nur äußerst langsam ab. Aufgrund des Allgemeinzustandes meiner lieben thailändischen und mit thailändischem Essen gestraften Ehefrau, was mir wieder die Frage aufdrängt, ob Thais im Allgemeinen und meine thailändische Ehefrau im Besonderen denn wirklich für Thailand überhaupt geeignet sind, ist für uns also klar, daß wir notfalls die Soi 5 in Anspruch nehmen würden.
Der zweite Versuch findet einen Tag später statt, dieses Mal durch Gaeo, den Ehemann von Mon. Er hat drei Flaschen Soda dabei, schüttet die erste Flasche ein und fühlt besorgt, daß sich das Becken jetzt sehr erwärmt. Soda und Wasser? Da war doch was!! Naja, auch die zweite und die dritte Flasche folgen, das Becken scheint zu glühen. Gaeo bittet darum, die Toilette jetzt 4-5 Stunden nicht zu benutzen. Nach 6 Stunden ist das Rohr immer noch verstopft.
Der dritte Versuch findet dann während unserer (All und ich) Roi Et- Reise statt, wo wir im Hotel wohnen und dort gewohnheitsmässig dann erst die Toilettenspülung ausprobieren und für gut befinden, denn wir sollen ja nicht durch Bauarbeiten behelligt werden. Wir erfahren auf telefonische Nachfrage aus Roi Et, daß der Handwerker da war und die Toilette abgebaut hatte. Der Grund für die Verstopfung war – ein Tuch, das er aus dem Rohr gezogen hatte. Man verspricht mir, auf die Benutzung zu verzichten, bis ich wieder da bin. Das geht, denn es ist ja noch eine im Erdgeschoss.
Nach Rückkehr kann ich es nicht erwarten, stolz als erster die neue Prunktoilette zu benutzen. Doch vorsichtig wie ich bin probiere ich erst die Spülung aus: hurra, das Wasser läuft. Aber irgend etwas fehlt mir, so der letzte Blubb. Kennt man ja, es spült, der Wasserspiegel senkt sich geheimnisvoll bis zum Verschwinden im Geruchsverschluß und hebt sich dann langsam wieder. Mir fehlt der Blubb, diese untrügliche Zeichen eines freien Rohres. Also nochmal spülen, und das Wasser läuft äußerst langsam ab. Gut, daß es noch nicht der Erstfall war. Aber da All sich und ihren Magen wieder beruhigt hat reicht uns im Moment das Erdgeschoss für unsere Sitzungen aus.
Wir fahren dann für zwei Tage nach Hua Hin, für Gaeo wieder die Gelegenheit, das Becken abzubauen – und ein weiteres Tuch zu bergen. Wer immer sich da mit einem Tuch gesäubert hatte war doch aussergewöhnlich sorgfältig vorgegangen. Gaeo hat noch einen Zettel geschrieben, daß wir einen Tag warten sollten vor Benutzung des Beckens, wir wußten allerdings nicht, wann der Tag der Reparatur war. Vorsichtshalber warte ich dann wirklich bis zum nächsten Tag. Dieses Mal fällt die Probe zur vollen Zufriedenheit aus, der Blubb ist da, wir hatten wieder zwei Toiletten zur Verfügung.
Der Tag der Abreise kommt, der 11. August. Ich sage dem Haus good bye, nehme Abschied von lieb Gewordenem, ein letzter Blick auf das Schlafzimmer, das mir so kühle Nächte bescherte wegen der Klimaanlage, auf die Küche, wo mir so viel Schmackhaftes bereitet wurde.
Da war doch noch was? Ach ja, das Gegenteil. Ein letztes Mal drücke ich fast liebevoll den Spülknopf der Toilette im oberen Geschoss, also dem gleichen, in dem sich auch mein Schlafzimmer befindet, und höre und sehe keinen Blubb. Das Wasser läuft äußerst langsam ab.
Wir kommen in zwei Jahren wieder.