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Von Hektik keine Spur

 

Oh je, ging es Ihnen auch schon mal so?
Sicherlich nicht. Meine Nichte aus Roi Et war hier in Deutschland zu Besuch, eigentlich, um einen deutschen Mann zu finden. Und da man den ja an jeder Strassenecke aufpicken kann, flog sie heute unbemannt zurück.
So weit, so gut, wäre ich nicht heute als Superhektiker ins Spiel gekommen.
Ich habe aus alter Gewohnheit letzte Woche Donnerstag den Flug mit Thai reconfirmen wollen, und zu meinem Erstaunen erzählte man mir, dass es weltweit nicht mehr notwendig ist, Thaiflüge rückzubestätigen. Freudig erregt legte ich also den Telefonhörer aus der Hand.

Allerdings hatte ich früher beim reconfirmen immer auch die Flugzeit mit abgecheckt, dieses Mal jedoch nicht. Naheliegend, kein OK, keine Zeit.

Was ich übersah war, dass Thai heute 2 Flüge ab Frankfurt hat, einen um 15.05 Uhr und einen um 22.40 Uhr. Klar, die Zeit steht im Ticket, für mich war allerdings klar, dass es der „normale“ Flug sein muss um 15.05 Uhr. Auf mein Kommando hatten sich Nichte und Ehefrau pünktlich um 11.30 Uhr zur Fahrt an den Flughafen im Auto eingefunden, ich bin immer gerne etwas früher da, es wäre also gegen 13.00 Uhr gewesen. D.h., als alle mit Essen fertig waren war es schon 11.55 Uhr. Nun ja, reicht auch noch. Wenn, ja wenn nicht…!

Ich lege den „D“ ein (fahre Automatik), will gerade die Bremse lösen, als Nichtchen fragt: Warum fahren wir eigentlich so früh? Früh?? Wieso früh??? Ja, ich fliege doch erst um 22.40 Uhr. Üüüüppps, zeig mal das Ticket – ähem, stimmt. Aussteigen, Auto in die Garage, bis heute abend.

Aber eigentlich wäre es doch besser…du bist dann früher in Bangkok…kannst den Tagesbus nehmen …Kurz und gut, heute abend.

Ich lasse es nicht auf sich beruhen und rufe Thai an. Ja, mittags ist noch jede Menge Platz, aber umbuchen bitte erst am Flughafen, falls sie nicht mehr rechtzeitig ankommt.

Also Familienrat, ich bestimme, dass sie früher fliegt. Ab ins Auto, neuer Anlauf.

Nach 10 km die Frage: wo ist eigentlich mein Ticket? Klar, ich weiß es genau: es liegt neben dem Telefon, von wo aus ich die Thai angerufen habe.

Kurze Überlegung: zurückfahren, Ticket holen, neuer Anlauf – wird mindestens 13.55 Uhr.

Fahrzeit zum Flughafen 99 mal zu 1 Stunde 10 Minuten. Heute nicht, denn heute ist Stau. Er beginnt kurz nach einer Ausfahrt. Wo wollen die denn alle hin? Endlos die Fahrt, aber bald ist das Wiesbadener Kreuz in Sicht. Klar, dort wird abgefahren und der Umweg zum Airport genommen. Abfahren? Wann denn? Nichts geht mehr, die Ausfahrt in Sichtweite. Rechts hinter uns Blaulicht, ein Polizeifahrzeug fährt langsam auf der Standspur vorbei. Aber nicht an uns!!! Ich habe meine Frau in dringendem Ton gebeten, auszusteigen und die Tür offen zu lassen. Und – Polizei stoppt, denn Tür ist breit. Können Sie mal… Ja, bitte bitte können SIE mal??? Ein freundlicher Polizist grinst mich an, schaut Nichtchen an, schaut meine Frau an. Vielleicht meint er, ich sei gestraft genug, er macht eine leichte Kopfbewegung, die ich als “Folgen” deute, und unter Polizeischutz fahren wir langsam aber rechts an der Schlange vorbei bis zur Ausfahrt. Ein letztes Winken, und dann ab gehts ohne Stau.

Endlich am Flughafen. Anstellen, nur noch zwei vor uns. Umbuchen? Bitte nur am Ticketing- Schalter. Klar, geht ja nicht anders, Einchecken ist Airport-FAG, Umbuchen und Ticketing ist Airline-Thai. Am Ticketingschalter steht nur einer, und es ist erst 14.10 Uhr. Aber dieser eine hat Probleme, ein Iraner, der kein Visum für Thailand hat. Der braucht sogar für den Transit eins, will eigentlich nach Kuala Lumpur. Dort braucht er auch ein Visum, hat er auch nicht, denkt aber, die Thai stellt ihm eins aus.

Um 14.25 Uhr frage ich, ob wir wohl noch die Maschine kriegen können. Der Iraner wird etwas auf Seite gestellt (er will auch mit der Maschine fliegen, hat aber keine Chance), und … aber die Maschine ist doch ausgebucht!! Aber ich hab doch, und man wollte doch.. Naja, ausgebucht, aber 4 No shows. Also umbuchen, am First-Class-Schalter einchecken (der hat nur noch auf uns gewartet) Gepäck aufs Band, 36,5 kg – nur jetzt keine Frage nach Übergepäck, ein freundlichen Grinsen: sie stehen ja am First-Class-Schalter. Ja, jetzt isse weg, denn wer eincheckt, fliegt. Das ist sicher.

Hektik? Von Hektik keine Spur.

Ich geh jetzt ins Bett.