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Visionen – manche nennen es Alptraum

 

Es ist eine Fiktion. Ich habe mir in den drei folgenden Geschichten ausgemalt, wie es war, als ich Thailand kennen lernte, wie das Leben sich 10 Jahre später darstellte, und wie es sich 20 Jahre später oder mehr entwickelt hat. Die Verstädterung schreitet voran, ich sehe das am Beispiel Bangkok und Korat oder Nakhon Ratchasima sehr deutlich, aber auch am Beispiel unseres kleinen Dorfes Ban Nong Waeng. Ähnlichkeiten mit der Wirklichkeit sind beabsichtigt.

Es war einmal ein einfaches Land, das hieß Thailand. Hier lebten viele Menschen, die sich kannten, die in Dörfern oder kleinen Städten zusammenlebten, und die auch zusammen ihre Felder bestellten, sich gegenseitig halfen, die Tabak gegen Reis tauschten oder gegen Hühner oder Eier, damit ihre Familien satt wurden. Radio oder Fernsehen waren ein Luxus, den sich nur ganz wenige leisten konnte, zumeist in einem Dorf nur der reichste Mann. Das war dann oft auch der Ortsvorsteher und damit der angesehenste Mann. Und wenn er zuließ, dass sich Dorfbewohner bei ihm einfanden, um die schönen Liebesfilme oder Geisterfilme zu verfolgen war es auch ein beliebter Mann.

Die Begriffe Urlaub und Reisen waren etwas, worunter sie sich nichts vorstellen konnten. Für sie zählte nur die Arbeit, dazu noch die Familie und das Heim. Touristenzentren wie Pattaya oder gar Phuket oder Samui waren ihnen gänzlich unbekannt, denn was sollten sie sich auch unter Touristen vorstellen. Und selbst wenn sie sich darunter hätten etwas vorstellen können wäre ihnen nicht klar gewesen, was das denn für Leute sein könnten und woher die denn kommen könnten, denn Thailänder arbeiten und machen keinen Urlaub.

Irgendwann einmal tauchten fremdartig aussehende Leute  im Dorf auf, die nicht, wie sie alle, den ganzen Tag auf dem Feld verbrachten, die nicht den ganzen Tag einer Tätigkeit nachgingen, damit die Familie etwas zu essen hat. Diese Leute mussten also welche sein, die reich waren und nicht arbeiten mussten, denn sie hatten nichts bei sich, was man hätte tauschen können. Sie mussten alles kaufen und mit Geld bezahlen. Geld kannte man natürlich, denn es gab welche im

Dorf, die davon etwas besassen. Ja, und gelegentlich hatte man ja auch selbst welches, das man aber am besten gleich wieder ausgab. Reis oder Tabak wuchs auf dem Feld nach, aber Geld musste man immer von irgend jemandem kriegen.

Aber diese Leute kauften immer alles, oft mehr, als sie essen oder trinken konnten, und manchmal warfen sie das weg, was sie nicht mehr benötigten.

Dumm, denn alles konnte man doch aufheben und später verwenden.Anfangs waren es noch wenige Fremde. Man konnte sich mit ihnen nur durch Zeichen verständigen, denn sie sprachen nur eine unverständliche Sprache. Sie waren interessiert an allem, ließen sich die Ochsen zeigen oder die Brunnen, wollten die kleinen, aber sauberen Hütten von innen sehen und die Menschen bei der Arbeit beobachten.

Sie mussten also auch wirklich dumm sein, denn wer kannte das nicht alles bereits seit Kindesbeinen? Und wie die sich kleideten! Manche trugen bunte Hemden und kurze Hosen, manchmal lustige Hüte. Sie kamen nicht auf die Idee, die Haut vor der Sonne zu verstecken sondern waren stolz darauf, dass ihre Haut immer mehr verbrannte.

Sie wohnten auch nicht in einer Hütte, sondern sie hatten ein kleines Zimmer im kleinen Hotel der Stadt. Wenn mehrere von ihnen zusammen saßen sprachen sie sehr laut miteinander, als hätten sie ständig Streit. Und sie lächelten kaum. Sie lächelten nicht, wenn sie am Morgen aus dem Zimmer kamen, sie lächelten nicht, wenn sie jemandem begegneten. Aber manchmal lächelten sie, wenn sie ein junges Mädchen sahen, das schüchtern vor ihnen die Augen niederschlug.