Telefonkunst – auf der Suche nach einem Freund

Mittwoch, 18. Juli

Laut seinen Angaben war Werner Schick, ein Freund aus der Nähe von Frankfurt, heute von einem Ausflug in den Norden wieder zurück, und ich versuche ihn anzurufen. Leider hat er mir in einer Nachricht die letzte Stelle seiner Telefonnummer falsch angegeben. Ich habe also jetzt eine Stimme am Telefon, die mir erklärt – ja, sie wohne im gleichen Dorf, in der gleichen Soi, aber Werner kenne sie nicht. Abe ich solle doch mal den Pujai Baan anrufen, der kennt doch alle, bei der angegebenen Nummer meldet sich aber niemand.

Nun bin ich aber nicht sicher, ob sich mein Thai vielleicht doch negativ auf die Auskünfte ausgewirkt hat. Ich bitte also Cousin Lek, den gleichen Anruf zu tätigen und erhalte eine Lektion in thailändischer Kommunikation.

Als die Gegenseite sich meldet erklärte er also zuerst einmal, wer er selbst ist. Er ist der Neffe – dieses Wort benutzt er, weil er mich aufgrund des Altersunterschiedes ja Lung (Onkel) nennt – des Farangs dogmai. Lung habe ja eben schon einmal angerufen, bitte um Entschuldigung, dass er es jetzt auch noch einmal tut, aber vielleicht hat Lung nicht alles richtig verstanden. Er selbst sei Luftwaffensoldat hier in Korat, wohne ganz in meiner Nachbarschaft und sitzt halt jetzt gerade bei mir, weil der Lung ein Haus in Korat habe und jetzt gerade aus Deutschland gekommen sei. Lung habe ihn gebeten, zu versuchen, einen weiteren Farang zu erreichen, der im Dorf wohnt, in dem die verehrte Gesprächspartnerin ja auch wohne. Und er wohne in der Soi 4, stimmt es, dass sie auch in dieser Soi wohnt? Ja, das ist ja dann nicht weit weg von ihr. Kennt sie vielleicht diesen Farang, der ihr ja sicher schon einmal aufgefallen ist, oder weiss sie jemanden, der ihn vielleicht kennt?

Ah ja, der Pujai Ban kennt ihn bestimmt, dort rufen wir jetzt auch an. Danke, dass sie die Auskünfte gegeben hat, einen schönen Abend noch, und es sei heute ja noch kein Regen gefallen, im Dorf auch nicht? Aber vielleicht morgen. Der Pujai Ban kennt Werner tatsächlich, aber die Telefonnummer weiss er auch nicht. Er kann auch im Moment nicht aus dem Haus gehen, es sind nur ein paar Schritte, aber er kann sie nicht tun, weil er gerade Besuch habe. Aber wenn wir später noch einmal anrufen (es ist gerade 8 Uhr abends) wird er es gerne noch einmal versuchen. Ich habe inzwischen auch die richtige Telefonnummer gefunden, die ich mir früher schon einmal notiert hatte.

Die Sache mit dem Telefon lässt mir keine Ruhe. Nachdem ich ja jetzt die richtige Telefonnummer habe, rufe ich Werner an. Es meldet sich eine Frauenstimme, und nach der Lektion in Kommunikationstechnik beginne ich zu erklären, wer ich bin und was ich wolle und wen ich sprechen wolle. Kurt? Ist die Gegenfrage – ich habe Werner Frau am Telefon, und sie spricht Deutsch. Mir bleibt nur noch die Frage nach Werner, und wann er gewöhnlich und speziell heute zu Bett gehe.

Kurzentschlossen setze ich mich mit meiner Frau ins Auto, und wir fahren in Werners Dorf. Kann ja nicht so schwer zu finden sein. Ich biege von der Hauptstrasse ab, und die Verwirrung kann beginnen.

Von Strassenschildern keine Spur, wo sind im Dorf um 9 Uhr abends auch noch Leute auf der Strasse? Wir haben aber Glück, eine Frau sitzt noch vor ihrem Haus. Ich überlasse das Fragen meiner Frau. In welcher Soi sind wir? Sie ruft nach jemandem, und sie erklärt uns, dass dies die Soi 6 sei. In welcher Richtung liegt jetzt die Soi 4? Sie streckt den Arm aus, also jetzt diese Richtung und dann „Lio Sai“, zeigt dabei nach rechts. Moment, sai heisst doch links?? Aber meine Frau hat verstanden. Ja, dort rechts abbiegen, also Lio Sai. Verzweiflung in meinem Gesicht, aber ich fahre lio sai, biege also entgegen der Bedeutung der thailändischen Sprache rechts ab. Sind wir jetzt in der Soi 4? Ab jetzt haben wir Glück, und treffen noch einige Leute auf der Strasse. Soi 4? Ja, jetzt Lio gwa. Uups – ach, das war ein Mann. Wir fragen an einem Geschäft, das noch offen hat, wieder nach der Soi 4. Das hier ist die Soi 4. Kennt ihr einen Farang namens Werner, seine Frau heisst Nang, sie haben hier ein Haus und sind schon ein paar Tage hier und sie kommen jedes Jahr hierhin. Nein, kennen wir nicht. Wir fragen das Gleiche noch einmal an einem weiteren noch offenen Laden, Ergebnis: wieder nein.

Wir brechen jetzt den Versuch ab, zumal ich mein Handy zuhause vergessen habe und All auf dem ihren die Nummer nicht gespeichert hat. Als ich am nächsten Tag Werner abhole, biege ich genau an dem Laden ab, an dem wir zuerst gefragt haben, und erreiche nach 10 (zehn) Metern das Haus der Schicks. Und der zweite Laden gehört einer Nichte von Werner Frau. Noch irgendwelche Fragen??

Bei Werner zuhause
Wat Ban Phra