Ausflug nach Pak Thong Chai

Nun denn, heute habe ich mir vorgenommen, mal die nähere Umgebung von Korat mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden. Mit dem Song Thaew fahre ich in die Stadt bis zum IT Plaza. Von dort sind es zwei Strassen bis zum Busterminal. Unterwegs komme ich an einem Wat vorbei, das ich seit Jahren nur vom Vorbeifahren kenne. Und da ich ja bekanntermassen ein Watverrückter bin, gehe ich heute hinein. Wie immer fasziniert mich der Glanz, der von aussen und von innen ausgestrahlt wird, und in einem unbeobachteten Moment erweise ich der Hauptbuddhafigur den Wai. Warum unbeobachtet? Ich mag mich nicht in die Reihe der Farangs einreihen, die solche Handlungen als Show darbieten. Wenige Minuten später bin ich dann am Busbahnhof und frage mich zum Bus nach Pak Thong Chai durch, der mir bereitwillig durch einen Busbahnhofbediensteten (was für ein Wort) gezeigt wird. Auch hier treffe ich die altbekannte Freundlichkeit und Zuvorkommenheit an, wie immer eigentlich. Der Bus pendelt ständig zwischen den beiden Städten, und so kommt er an, lässt aussteigen, lässt einsteigen und fährt ohne grossen Aufenthalt weiter. Der Bus ist einer der 3. Klasse, aber klimatisiert. Bei gefühlten -2 Grad C im Fahrgastraum schlängelt er sich durch die enge Strasse, nimmt dabei weder auf Autos noch auf seinesgleichen Rücksicht. Aber auf der Hauptstrasse, der N2, angekommen, fährt er in erhöhtem Schritttempo, hält auch jedes Mal, wenn sich eine Hand erhebt, und das passiert oft. Dass man sich da nicht auf einer Strecke von 100 m auf eine einzige Haltestelle konzentriert, ist für uns durchorganisierte Europäer sicher nicht ganz verständlich, aber wo kämen wir denn hin, wenn sich die Fahrgäste auch noch 10 m zum Haltepunkt bewegen müssten. Besser der Bus hält. Dass er es garnicht eilig hat merke ich, als er kurz hinter dem Sima Hotel anhält und stehen bleibt. Etwa eine Viertelstunde dauert es, und der Fahrer und viele Passagiere nehmen sich noch ein Frühstück mit an Bord, ehe die Fahrt fortgesetzt wird. Auf der Strecke wird jeder mögliche Fahrgast angehupt, mancher reagiert und hebt den Arm, mancher sieht im Fahrer einen Gedankenleser und verlässt sich darauf, dass er schon mitgenommen wird. Dieses Busanhalten ist auch für uns Nichtautobesitzer ein Mittel, nicht immer bis zum Busbahnhof hinzumüssen, allerdings müssen wir dann auch den Zielort in Thai lesen können, denn nur so ist er auf der Windschutzscheibe angeschrieben. In Englisch steht er noch auf der Busseite, aber bis man das entziffert hat, ist der Bus ja schon vorbei. Expats und Häufigbesucher – lernt endlich lesen, und damit meine ich auch mich !! 34 km sind es bis Pak Thong Chai, und nach immerhin einer Stunde Fahrt kommen wir auch dort an. Nun habe ich absolut keinen Plan, bis wohin ich mitfahren soll. Meine Sitznachbarin scheint das zu ahnen, und sie sagt mir, dass wir gleich an einem grossen Markt sein werden, wo sie auch aussteigt. Vielleicht hofft sie, dass ich ihr beim Aussteigen helfe, denn mit ihren geschätzten 80 Jahren hat sie damit etwas Mühe. Nun, ich enttäusche sie nicht, und so reiche ich ihr die Hand zur letzten Stufe, was mit Gelächter der Umstehenden belohnt wird. „Da siehste, Oma, der Farang hilft dir, die Thais nicht“. Ob sie ahnen, dass ich das Wort für Wort verstehe? Ganz sicher ist, dass wir an einem wirklich grossen Markt angekommen sind, der die halbe Innenstadt von Pak Thong Chai füllt. Und spätestens jetzt wird mir klar, dass diese Stadt nicht viel grösser ist als mein Koblenzer Stadtteil Ehrenbreitstein. Wie immer löse ich meine Bedenken, Personen direkt zu fotografieren, indem ich diese zuerst anlächle, die Reaktion abwarte, eine scherzhafte Bemerkung erwidere und das dann als die Erlaubnis zum Fotografieren aller Mithörenden ringsum betrachte. Und als eine der Marktfrauen den wahrscheinlich einzigen Ausdruck in Englisch anwendet, den sie beherrscht, nämlich „Hallo Darling“ und ich in Thai antworte: „Hey, da hinten kommt meine Frau, gleich hast du Probleme“, da ist die Stimmung im Umkreis von 50 m für mich, und wo ich auch hinkomme, spricht man mich auf Thai an. Eine älterer Thai isst gerade Som Dam, deutet darauf und sagt im breiten Isaanisch „Sääp“, und ich vervollständige „Sääp illie, guu gin dai“, worauf er seinen Teller stehen lässt, mir auf dem Markt immer zwei Schritte voraus geht und allen klarmacht, dass ich nicht nur Som Tam esse sondern auch isaanisch spreche, und die Lacher sind alle auf meiner Seite. Sie wissen ja nicht, dass „Sääp Bo“ und „Sääp illi“ so ziemlich die einzigen Isaanausdrücke in meinem Sprachschatz sind. Nicht mehr Farang, sondern Khon Isaan. Irgendwann kommt einfach der Augenblick, an dem man sich an Märkten satt gesehen hat. Ich finde am Ende des Marktes noch den Lak Mueang, und ebenfalls ganz in der Nähe einen Wat. Klar, den besuche ich ebenfalls. Danach tue ich meinem Wasserhaushalt etwas Gutes und schlucke eine Flasche Wasser, und mache mich dann auf, eine Rückreisemöglichkeit zu suchen. Nicht weit zu laufen ist es ja in dieser kleinen Stadt, und ich bin wieder an der Strasse, welche ich auf meine TAT- Map als die 304 identifiziere. Meine Frage an den örtlichen Polizeiboxinsassen nach einem Bus wird beantwortet: „Bleib genau da stehen. Dahin kommt gleich der Bus“. Ich bin gerne bereit, meinen Tagestrip zu einem Abenteuer werden zu lassen und warte. Tatsächlich kommt er, der Bus. Wie ich sehe mit eingebauter Fahrtwindklimatisierung, also Fenster hoch und Türen auf. Was solls, für die kurze Strecke wirds gehen. Der Fahrer sagt mir eine Wartezeit von etwa 10-20 Minuten an, ich kann beruhigt einen Kaffee trinken, er ruft mich dann. Tatsächlich gibt es auch einen guten Kaffee hier, und dann setze ich mich direkt hinter den Fahrer, das scheint mir (zu Recht, wie sich herausstellt) das klimatisierteste Plätzchen zu sein. Mit einer etwas höheren Geschwindigkeit als der Hinfahrtbus gehts dann wieder Richtung Korat. Da ich vorhabe, auch einmal nach Chaiyaphum zu fahren, lasse ich mich am Sima- Hotel absetzen und hole mir noch ein paar Unterlagen bei der TAT. Dann gehts mit dem Saeng Thew weiter bis zu The Mall, wo ich noch ein Mittagessen in Form von Steak mit Pommes und Salat für 109 Baht zu mir nehme, auf das ich allerdings 20 min warten muss. Auf meine freundliche Nachfrage heisst es lapidar, dass Steaks in Thailand doch so lange brauchen. Ueber meinen Internetshop hinter Ya Moo gehts dann natürlich wieder mit dem Pickuptaxi nach Hause. Und hier kann ich dann nicht anders, ich nehme mir aus meinem kleinen Shop am Weg noch 2 Dosen Singha Bier (richtig bestellt man das als Beer Singh Song Kapong) und eine Coke mit. Um mal ein monetäres Resumee dieses Tages zu ziehen, gehe ich jetzt im Kopf meine Tagesausgaben durch. Da wäre erst einmal die schon kalkulierten Durchschnittskosten für das Frühstück mit 35 Baht. Kosten für Saeng Thew sind 4 Fahrtstrecken (zuhause-Busterminal, TAT-The Mall, The Mall-Ya Moo, Ya Moo-Arun Villa = 32 Baht. Bus nach Pak Thong Chai = 2 x 30 Baht. Flasche Wasser dort 6 Baht, Kaffee 25 Baht, Mittagessen in The Mall 109 Baht, Internet 15 Baht, Abendessen kalkuliert 35 Baht, Bier und Coke nochmal 54 Baht. Alles in alles belaufen sich die Tagesausgaben also auf 351 Baht, grob umgerechnet mit 38 Baht also 9,25 Euro. Ich habe mir alles gegönnt, was ich mir habe gönnen wollen. Ich weiss, mancher kommt damit nicht aus. Ich schon. Es ist noch Zeit, mir einen meiner 156 mitgebrachten Filme auf dem Notebook anzuschauen. Die mitgebrachte Festplatte mit den Filmen und der eigens angeschaffte DVD-Player machen mir keine Freude, denn der Fernseher ist doch schon sehr alt, und die Farbverfälschungen lassen einen Film nicht zum Genuss werden. Na denn gute Nacht. P.s.: der Tag war nicht wirklich glücklich. Hauptsächlich bin ich nach Pak Thong Chai gefahren, um jemanden zu treffen. Eine junge Lehrerin, die ich in Korat kennen gelernt hatte. Doch ich musste erfahren, dass sie nicht mehr lebt. Sie hat sich vor ca einem Jahr umgebracht, weil ihr neuer Lebensgefährte sie verlassen hatte. Wenn sie die Geschichte dazu lesen, werden Sie ein wenig verstehen.

Pak Thong Chai

 Wat in Pak Thong Chai

 Tourbus der Rückfahrt
klimatisiert