Erfreuliche Begegnungen

Ich habe wieder einmal das Hotel Hermitage aufgesucht, in welchem wir früher immer gewohnt hatten. Dieses Mal bin ich nur da, um den Pool zu benutzen. Kein riesiges Becken, in welchem man olympische Rekorde schwimmen könnte, aber gemütlich und meist sauber. Inzwischen kostet die Benutzung für Nichthotelgäste 100 Baht, und in Zukunft werde ich dann doch lieber das Schwimmbad in The Mall benutzen, garantiert gesäubert und ein wenig mehr Abwechslung gibts da auch. Aber für heute geht es noch einmal. So gegen ein Uhr überfällt mich der Hunger, und ich fahre mit dem Saeng Theaw Sai 2 zurück. Ich habe da ein kleines Restaurant entdeckt, original Thaispeisen. Immer wenn ich in die Stadt fahre, laufe ich bis zu dieser Thanon, denn in unserer Siedlung hält kein Bus mehr. 300 m habe ich bis zur Linie 5, aber die ist immer voll, und ich habe keine Lust, immer auf dem Trittbrett mitzufahren, sozusagen als Trittbrettfahrer. 600 m sind es bis zu dieser Strasse mit der Linie 2, und die ist immer so gut wie leer. Und gewartet habe ich dann immer in der Nähe dieses Restaurants. Irgendwann höre ich ein Rufen: „Hallo Farang, where are you from?“ Ich schaue mal wieder gelangweilt, aber ich sehe auf der anderen Strassenseite einen – Farang, der mir zuwinkt. Nach dem üblichen Vorstellungsritual kommen wir ins Gespräch. Er stammt aus Südafrika und ist mit einer Tochter der Restaurantfamilie verheiratet. Da mich sowieso der Hunger plagt, setze ich mich zu ihm und bestelle ein Panaeng, das auch überraschend gut schmeckt. Wir erzählen ein wenig voneinander, und er macht einen recht netten Eindruck. Hatte das Essen beim Bestellen noch 30 Baht gekostet, zahle ich nun tatsächlich 25 Baht. Für ein gutes und reichliches Essen viel zu wenig. Nun muss ich erst einen Regenschauer abwarten, ehe ich den Heimweg zur Soi 12 antreten kann. Und wieder einmal hält ein Mopedfahrer, um mich einfach nur mitzunehmen, er setzt mich direkt vor meinem Haus ab. Ach, liebe Thais, danke für diese Freundlichkeiten. Am Montag war ich zuletzt zum Baden im Hotelpool und hatte den ganzen Pool für mich alleine, nicht einmal der Hotelbademeister war da, er hatte gerade die Hecken zu schneiden, und so konnte auch niemand kassieren. Am frühen Nachmittag habe ich genug und stelle mich an die Hauptstrasse, um ein Saeng Theaw anzuhalten. Ich stehe nur wenige Minuten, als ein Pickup langsam an mir vorbeifährt, und ich höre Rufe aus dem Auto. Naja, rufende Autos gibt es zuhauf, aber dieses hier hält nach wenigen Metern an, eine junge Frau steigt aus und kommt mir fragendem Gesichtsausdruck auf mich zu. Lung dogmai (Onkel dogmai)??? Lung – lung – und aus kurzer Entfernung fällt mir diese junge Frau um den Hals. Hinter ihr ein Mann, und auch er umarmt mich nach der Begrüssung mit dem Wai. Mon und Gaeo haben mich im Vorbeifahren erkannt und natürlich sofort reagiert. Mon ist die Schwägerin meiner Tochter Mi. Es sind also die beiden, welche bis vor zwei Jahren in unserem Haus gewohnt haben, bis der Mann, Gaeo, an Krebs erkrankte. Und ihre ersten Fragen beziehen sich auf meine Tochter, und Gaeo ist voller Zuversicht, dass Mi wieder vollständig genesen wird. Er weist auf sein eigenes Schicksal hin, er hat die Krankheit gut überstanden, ist vollständig geheilt. Da die beiden gerade vom Essen kommen, kann ich sie nur zu einem Nachtisch im Tesco einladen, und wir nehmen dort leckeres Eis zu uns. Was ist bei dieser Gelegenheit mit dem alten Travellersprichwort: cook it, boil it, pell ist or forget it? Und niemals Eis? So ganz hat das seine Gültigkeit für ein Land wie Thailand nicht mehr. Milch- und Eisprodukte kann man unbedenklich zu sich nehmen, wenn sie so wie im Eiscafe im Tesco serviert werden. Vorsicht ist immer angebracht, aber nicht mehr mit diesem panischen Sicherheitsdenken früherer Zeiten. Mon und Geao bringen mich dann noch nach Hause, ein Weg, den sie nur zu gut noch kennen, und wir verabreden uns nach diesem zufälligen Zusammentreffen zu einem weiteren Treffen irgendwann zum Essen. Zu was sonst? So lerne ich in kurzer Zeit einen symphatischen Südafrikaner kennen und treffe Familie und Bekannte zufällig und unverhofft. Das Leben kann doch spannend sein. Nur der Vollständigkeit halber: während ich diesen Tagebucheintrag mache, scheint erstmals seit Ende Mai die Sonne, und es sind 32,5 Grad im Schatten. Ab 30 Grad läuft normalerweise der Ventilator, heute nicht. Es kommt mir irgendwie nicht so warm vor. Akklimatisiert. Nicht so die Thais. Wenn ich schon jemanden auf der Strasse sehe, dann mit Sonnenschirm unter lautem Stöhnen. Ich weiss nicht, die gehören einfach nicht in dieses warme Land 😉
 Der Hermitage Pool
 Mein Lieblingsthai
 Mon und Gaeo