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Ein harter Fall oder eine arschglatte Treppe

Als bekennender Wat-Läufer habe ich mir für heute vorgenommen, drei noch ausstehende Wat zu besichtigen, denn meine Dokumentation über die Wats in Korat soll ja irgendwann einmal fertig sein. Wann das sein wird, weiss ich nicht, denn es gibt noch einige, von denen ich nicht einmal Kenntnis habe. Bei einer Fahrt mit dem Song Thaew am Bahnhof vorbei sind mir in der Strasse noch drei Bauten aufgefallen, und die nehme ich mir heute vor.

Im zweiten der besichtigten Tempel, Wat Mai Ampawan, steht ein sehr alter Ubosot, das ist die Ordinationshalle eines Tempels, der datiert wird auf die Jahre zwischen 2325 und 2359 B.M., also die Ratanakosin Periode. Leider ist er nicht zugänglich, wahrscheinlich auf den recht schlechten Bauzustand zurückzuführen. Weil ich so schön fotografiere, gesellen sich drei honorable Damen zu mir und bitten um ein Foto. Was sich fremde Frauen von einem Foto versprechen, das ein Farang von ihnen macht, erschliesst sich mir auch heute nicht, denn das Gleiche ist mir schon oft passiert. Sie mögen sich halt ablichten lassen.

Danach schaue ich mir den Bot an, das ist der Bau mit dem Hauptbuddhabildnis. Und zuletzt mache ich auch dem Viharn, also der Versammlungshalle, meinen Besuch. Dort amtiert gerade der Abt bei einem Tambun, und ich mache still meine Fotos.

Inzwischen fängt es an zu regnen, und ich sehe meine Sandalen ganz unten an der Treppe stehen und langsam nass werden. Nun will ich die teuren Stücke, gerade am Vortag für hundert Baht gekauft, nicht gerne im Regen stehen lassen, und mache mich die 9 Stufen der Treppe hinab, um sie zu retten. Hätte ich die Schlappen mal lieber nass werden lassen. Auf der von oben dritten Stufe angekommen, verliere ich barfuss auf der ars..glatten Treppe den Halt und rutsche mit meinen stolzen, ebenfalls gestern gewogenen 93,5 kg Lebendgewicht, die Kamera in der linken Hand, kein Geländer in der Nähe, die Füsse voraus auf der Treppe aus und plumpse auf meinen allerwertesten Hintern. Plaaatsch – platsch, platsch, platsch – jede Stufe schmerzt mehr. Ich komme auf meinen Sandalen zum Sitzen, die nun ganz sicher nicht mehr nass werden, und ich bleibe eine ganze Weile sitzen. Zunächst schaue ich mich nach Hilfe zum Aufstehen um, dann versichere ich mich, dass keiner den Treppenfall eines nicht sehr schmächtigen Farangs gesehen hat. Keiner kommt, keiner hats gesehen. Ich aber benenne diesen Tempel um in “Wat Lung dogmai dok bandai”, das heißt: der “Tempel, in dem Onkel dogmai die Treppe hinuntergefallen ist”.

Das Aufstehen faellt mir ausserordentlich schwer und ist ebenso ausserordentlich schmerzhaft. Ich taste mir herzhaft am Po rum, das Steissbein ist zu fühlen, schmerzt, aber nicht so, als sei irgend etwas gebrochen. Nein, ich kann stehen, die ersten Schritte tun weh wie die Hölle, die nächsten nur noch wie das Fegefeuer. Toll gemacht, Farang. Ich schleppe mich zur Strasse, denn ein Wat steht ja noch aus. Das Aufsteigen auf das Pickuptaxi tut wieder weh, und beim Hinsetzen wäre ich am liebsten wieder aufgesprungen, aber das geht nicht. Vorsichtig stehe ich wieder auf und stelle mich auf das Trittbrett, das Stehen lässt sich aushalten. Auf den dritten Tempel hätte ich dann gut und gerne verzichten können, denn eine Meute wilder Hunde, die sich wirklich sehr aggressiv verhält, verscheucht mich, bevor ich den Bot überhaupt erreiche. So mache ich ein paar Aussenfotos und mich wieder auf den Heimweg. Der dauert heute besonders lange, denn ich muss ja gut 1200 m noch laufen. Trotzdem hole ich mir noch eine Portion Abendessen in Plastiktüten mit.

Ich rufe meine Nichte Nang und ihre Töchter zu Hilfe, und sie bringen mir 7 verschiedene Salben. Ausprobieren, lautet das Motto, denn zum Arzt will ich nicht. Was macht der? Salbe verschreiben und Geld kassieren. Ich probiere dann in der Folge bis heute, 13. Juli, mehr oder weniger erfolgreich verschiedene Salben aus, kann inzwischen wieder schmerzfrei sitzen. Bei welchen Tätigkeiten dieser Muskel am Steiss arbeitet wird mir bei jeder Bewegung bewusst, sogar beim Husten und beim Lachen macht er sich schmerzhaft bemerkbar.

Jedenfalls musste ich die Fahrt mit Werner Schick nach Chaiyaphum absagen, denn mehrstündiges Sitzen im Auto war nicht machbar. Gestern haben wir eine schöne Tour in den Khao Yai Nationalpark gemacht, es war nicht ganz einfach, und nach langem Sitzen fiel mir stets das Aussteigen sehr schwer. Wir haben eine Pilzfarm besucht und einen schönen Aussichtspunkt, aber ich muss sagen, dass mich die Landschaft im Norden, besonders um Mae Hong Son und um Nan herum, doch mehr beeindruckt hat.

Ich hoffe, meine rückseitige Beeinträchtigung bessert sich schneller, als es bisher den Anschein hat, denn wenn ich an den bevorstehenden Rückflug denke, der ja nächtse Woche Sonntag ansteht, wird mir doch etwas bang.

Anmerkung: das Steissbein tut mir noch ca 6 Monate lang weh.

 Wat Mai Aphawan Viharn
 Der alte Ubosoth
 Meine Fotomodelle
Die Falltreppe