Nichts kann doch so unendlich viel sein
Wie beschreibt man eigentlich Nichts? Oder fast Nichts? Nicht, dass das Nichts einfach nur Nichts wäre, denn eine ganze Religion, meine Religion, der Buddhismus, hat das Nichts zum Ziel, das Nirvana, das Erlöschen. Aber davon will ich heute nichts schreiben, sondern über die letzten Tage. Was ist eigentlich Aufregendes passiert? Nein, nicht schon wieder dieses Wort, denn ein wenig gibt es doch zu berichten, auch wenn es vielleicht nur für mich etwas Aufregendes war.
Seit meinem Ausflug nach Pak Thong Chai war das Aufregendste das morgendliche und abendliche Blutzuckermessen. Ich habe in gar Vielem gegen das allgemeine Mahlzeitengebot für Diabetiker verstossen, habe Nutella zum Frühstück und Cola zum Abendessen genommen. Und trotzdem sind meine Blutzuckerwerte so gut wie schon seit Jahren nicht mehr, und ich messe teilweise sogar mittags, wenn ich zuhause bin, um mir das selbst zu bestätigen. Und weiterhin ist bemerkenswert, dass es zur Zeit kaum regnet, abends und nachts schon mal, aber die heftigen Regenfälle der ersten Tage bleiben im Moment aus, zumindest hier in Korat. Dafür ist die durchschnittlich gemessene Temparatur im Schatten auf über 30 Grad C gestiegen, und ab 30 Grad schalte ich ja den Ventilator an, wenn ich auf der Terrasse sitze. Die Klimaanlage läuft auch schon mal eine halbe Stunde abends im Schlafzimmer, aber die Hitze macht mir jetzt weniger zu schaffen als vor 3-4 Wochen noch. Ich habe mich mit den Mahlzeiten auch auf die Thais eingestellt, weniger aber häufiger. Vielleicht ist das mein Konzept der Zukunft und hilft mir auch beim Reisen weiter.
Am Sonntag hat mich die ganze Korater Familie abgeholt zum Tambun. Und so fahren wir mit Leks neuem Pickup, 6 Erwachsene, 3 Kinder und 1 Baby, zum Wat Samanmit im Amphoe Chaloem Phra Khiat zum Duschen. ??? Das Wat ist bekannt für eine besondere Zeremonie. Aber der Reihe nach. Die älteren Kinder übergeben in der Tambunzeremonie jedes einen vorher gekauften und speziell dafür zurechtgemachten Eimer mit Gaben für die Mönche. Danach erfolgt der Wassersegen des Mönchs und die Tuchzeremonie, und dann ist die Essenszeit der Mönche gekommen, welche diese einhalten müssen. Wir haben also erst einmal Pause und können uns gemütlich zunächst im Wat umsehen und und dann zur Reinigungszeremonie umziehen. Der Andrang dafür ist gross, und als der Mönch beginnt, uns mit dem Wasser zu übergiessen habe ich den Eindruck, man habe vorher noch viele Eiswürfel ins Wasser getan, es kommt mir jedenfalls eiskalt vor, was aber nicht wirklich unangenehm ist, denn die Temparatur dürfte schon weit über 30 Grad liegen. So gereinigt werden noch einige Vögel, eine Schildkröte und zwei kleine Aale freigelassen und so das Karma aller in einem gemeinsamen Tambun von Kindern und Erwachsenen positiv beeinflusst.
Als wir in dem ausgesuchten Restaurant in der Nähe von Phanom Wan ankommen, müssen wir feststellen, dass es keine freien Plätze mehr gibt. Warten müssen wir auch nicht, denn der Reis ist ausgegangen, und es wird kein frischer mehr gekocht. So fahren wir denn zur Schule von Nichte Nang, denn dort wird Sonntags für die Oeffentlichkeit gekocht, und das Ergebnis kann sich durchaus sehen resp. essen lassen.
Ja, das gibt es zu berichten aus den letzten Tagen. Ich sitze auf meiner Terrasse (ihr wisst schon, eigentlich der Hof), und gerade hat jemand eine Badewanne ausgeschüttet. Das ist wirklich kein Regen, sondern ein Guss, und innerhalb von Sekunden steht die Strasse 2 cm unter Wasser. Nun sind es bis zur Wohnzimmerstufe immer noch 20 cm, und meine Terrasse ist weit überdacht, aber alleine der Lärm dieses Wasserfalls ist schon ein wenig erschreckend. Aber wenige Minuten später ist das schon vorbei, und ich nehme noch einen Schluck Singha Beer zu mir. Was macht der eigentlich den lieben langen ganzen Tag, mag man sich fragen. Oh, die Tage werden nicht nutzlos vertan. Ich schwitze mehrere Stunden täglich über meinem ABC-Schützenbuch, also in Wirklichkeit muss das ja go gai, ko kai, ko kuat, ko kwai- Buch heissen, das ist nämlich der Anfang des Thai-ABCs (gelle, Werner??), aber ich lerne nach der Ganzheitsmethode, also nicht Buchstabe für Buchstabe, sondern gleich ganze Wörter. Und meine Nachbarin, die mit den Kindern, gibt mir ganz gute Noten für die Ausführung. Ja, die Nachbarin und die Kinder haben mir gestern grosse Sorgen gemacht. Sie bringt jeden Morgen die Kinder mit dem Moped zum Kindergartenbus, sie, das heisst die beiden Kinder, die Mutter und die Grossmutter auf einem Moped, die Erwachsenen vorschriftsmaessig mit Helm, die Kinder ohne davor und dazwischen. Und gestern wollte ich davon ein Foto machen. Ich weiss nicht warum, sie werden sich davon nicht beeindrucken lassen.
Jedenfalls fahren Mama und Oma wie jeden Tag gegen halb fünf mit dem Moped vom Hof, gewöhnlich kehren sie 5-10 min später zurück. Ich öffne also mein Hoftor ganz und stelle die Kamera ein. Ich möchte das ja möglichst unbeobachtet fotografieren. Aber es tut sich nichts. Bei jedem Moped, das sich anhört, als biege es in unsere Soi ein, mache ich mich erneut schussbereit – nichts. Eine Stunde warte ich so, und ich werde immer unruhiger. Ich will das fotografieren, weil ich das für so gefährlich halte, und nun kommen sie einfach nicht. Ob da was passiert ist? Es wird dunkel und es ist kein Fotolicht mehr vorhanden. So breche ich ab, aber ich bin wirklich unruhig. Am nächsten Morgen dann um 7 Uhr ist die Welt wieder in Ordnung, ich höre das Moped, die bekannten Kinderstimmen – die Familie ist wieder da. Ich weiss nicht, wo sie waren, es geht mich auch nichts an. Aber es ist nichts passiert, und ich bin wieder die Ruhe selbst. Das gewohnte Kindergeschrei stört mich nicht, und heute gehen sie nicht zum Kindergarten. Dafür fotografiere ich sie beim Spielen im Hof, und nur weil sie wieder da sind gebe ich ihnen die grosse Tüte mit gebrannten Mandeln, auf die ich mich so gefreut habe.
Wat Samanmit
Wai Phra
Ich bin bereit
Wasser marsch
Tambun