Die unendliche Geschichte einer Toilette – ist das auch typisch Thai?
Seit gestern widme ich mich verstärkt dem Thema Kalk im Badezimmer, quasi die Fortsetzung der Toilettengeschichte von 2009. Schon damals war mir aufgefallen, dass die Schwägerin meiner Tochter, also die Schwester meines Ex-Schwiegersohnes, halt, eine Schwägerschaft endet lt. BGB niemals, also meines Schwiegersohnes das Haus zwar einigermassen sauber gehalten hat, aber dem typischen deutschen Sauberkeitswahn nicht entsprechen konnte. Was hat sie übrigens mit dem Haus zu tun? Nun, es war ja von Anfang an klar, dass wir nur wenige Wochen hier wohnen würden. Sie aber mit Mann und Tochter hatte damals, damals war das Jahr 2005, kein eigenes Haus, und so kamen wir überein, dass sie das Haus bewohnen kann. Sie zahlte keine Miete dafür, aber sie sorgte für Ordnung und, s.o., Sauberkeit. Ausserdem hatten wir so während unserer kurzen Urlaube alles, was das Haus so braucht, also Kühlschrank, Waschmaschine, Kochgelegenheit u.s.w. Ein Schlafzimmer war sowieso übrig von dreien, das sie dann bewohnte, alles andere nutzten wir gemeinsam, sie aber hauptsächlich das untere Bad, um dessen Kalkbesatz ich mir jetzt Gedanken mache. Ihre Mutter ist eine Schulfreundin von All, sie wuchsen zusammen in Baan Nong Waeng auf. Anfang vergangenen Jahres erkrankte ihr Mann an Krebs, und sie beschlossen, auszuziehen. Er war nicht sicher, ob er die Krankheit würde besiegen können, und er wollte nicht in unserem Haus sterben. Das würde grosses Unglück über das Haus und damit uns bringen. Unsinn, das Unglück war seine Krankheit; aber er hat sich so entschieden, und so bezogen sie ein winziges Haus in der Nähe seiner Felder. Inzwischen hat er sich gut erholt, ist gesundet, seine Sorgen gelten nun meiner Tochter Mi, welche ja ebenfalls Anfang dieses Jahres an Krebs erkrankte. Sie haben ein neues, großes Haus bezogen und werden dort jetzt auch wohnen bleiben, unser Haus steht somit leer. In diesem Zusammenhang bringe ich die damalige Toilettengeschichte zu einem Ende. Es ist einfach so, dass deutsche Gewohnheiten nicht in der ganzen Welt glücklich machen. Thailändische Toilettenabwasserrohre sind nicht für Papier gedacht, sondern für die Wasser-Hand-Reinigung, und Papier verstopfte damals eben die Leitung. Heute steht für Papier ein Abfalleimer bereit, der Rest ist der Fantasie des Lesers überlassen.
Susanne, die Freundin meines Sohnes, ausgebildete und schweizerisch staatlich geprüfte Drogistin, empfahl mir als Mittel gegen Kalk Ameisensäure. Werner Schick, den ich darauf hin bat, mir welche aus Deutschland mitzubringen, weigerte sich strikt, da diese Säure im Falle eines Auslaufens im Koffer wohl grossen Schaden anrichten kann, und empfahl mir seinerseits Zitronensäure (grod manau). Letztendlich kann ich beides in Korat nicht finden. Ich habe mir als Wort für Kalk im Wörterbuch „bun“ herausgesucht, das ist aber wohl das Wort für Baukalk, und als ich bei Tesco danach fragte, wurde ich prompt an einen Baumarkt verwiesen. In der Apotheke verwiesen sie mich wegen grod manau an den Lebensmittelsupermarkt nebenan, dort an 7eleven, dort an den Homemarkt in The Mall und dort an Tesco. Heute morgen dann meine Frage in einem Koratforum, mit Erfolg. Jemand empfiehlt mir ein Mittel, das bei Tesco zu haben ist, und morgen werde ich das ausprobieren. Ich habe mir im Internetshop den Namen des Mittels von meiner PC-Nachbarin in Thai aufschreiben lassen, einem entzückenden Mädel von vielleicht 14 Jahren, denn das kann ich noch nicht schreiben. Die bisherigen „normalen“ Putzmittel haben zwar ein wenig geholfen, aber nicht wirklich. Vielleicht kriege ich jetzt ein porentief reines Klobecken hin.
Beim Nachhauseweg vom Tesco, der ja ganz in der Nähe unseres Hauses ist und ich den Weg somit zu Fuss machen kann, fangen meine Ueberlegungen schon an. Zunächst der Gedanke, wie ich mich mit Handschuhen und Mundschutz, was mir dringend bei der Arbeit empfohlen wurde, so mache, und als nächste Ueberlegung, welche der Tüten die schwerere sei. Auf dem Weg nämlich lauern in aller Regel mehrere Hunde, die jeden Vorbeikommenden ankläffen, manchmal auch nachlaufen und ganz schön dicht herankommen. Ich habe immer etwas in der Hand, und so plane ich die Tüte mit dem Reinigungsmittel nach rechts, um sie gegebenenfalls als Hundeabwehrwaffe zu benutzen. Doch ich bin gerade beim Tütenwechsel, als ein schmächtiges Moped neben mir anhält, und ein noch schmächtigeres Mädel darauf nach meinem Weg fragt. Soi 12, ist meine Antwort, und sie bedeutet mir, aufzusteigen. Gerne lasse ich mich darauf ein und wünsche, der Weg möge doch noch doppelt so weit sein. Wir fahren dann auch an ihrem Haus vorbei, und ihre Familie schaut ebenso verblüfft darein wie ich, machen noch scherzhafte Bemerkungen zum kleinen Moped und dem grossen Farang darauf, wohl wissend, dass ich sie verstehe. Unbeirrt setzen wir unsere Fahrt fort, und an Soi 12 steige ich ab. Danke, mai pen rai, ein kurzes Winken und sie fährt davon. Ein immer noch verblüffter Farang geht nach Hause, das Putzmittel immer noch in der Tüte der linken Hand. Ich will gerade das Tor aufschliessen, denn ich habe mich dem Verbarrikadierungswahn der Thais angeschlossen und das Hoftor, die Haustür und die Fliegenschutztür abgeschlossen, als die Nachbarin gegenüber mich ruft. Sie hat eine Schale mit etwas in der Hand, was wie gefüllte Croissants aussieht und reicht mir diese. Die Frage nach dem Preis beantwortet sie mit 50 Baht, und ich habe was vermutlich Leckeres gekauft, worin ich natürlich sofort sicher sein will und gleich eines verspeise. Ja, lecker, und es sind gefuellte Croissants.
Was sind die Thais heute alle so liebenwert zu mir. Es macht sich doch bemerkbar, dass ich alles im Ort bzw. im Moo Baan kaufe, dort auch die ein oder andere Mahlzeit zu mir nehme wie heute Mittag eine Nudelsuppe Guai Daeo, und so bereits überall bekannt bin. Auf weiterhin gute Nachbarschaft im Rung Arun Villa, Tambon Huay Thale, Mueang Nakhon Ratchasima, Changwat Nakhon Ratchasima, Thailand.
Verkalkt
Ein bißchen weniger
Hauptstrasse unserer Siedlung
Wachpersonal
Besorgte Nachbarin