Der 35-Dollar-Kurzausflug nach Laos

Montag nachmittag, 15.6.

Alles ist vorbei, der General abgereist, die Polizisten wieder in Zivil, und wir haben eine Fahrt über die Grenze geplant. Ich will es einfach wissen, und Neffe Nan und seine Kameraden wollen billig einkaufen. Und so komme ich zum kürzesten Laos-Aufenthalt meines Lebens.

Dieses Mal geht es natürlich nicht im Polizeiwagen, sondern im Privatwagen eines der ortsansässigen Polizisten auf die Fahrt über die Grenze. Die üblichen Ausreiseformalitäten auf der Thaiseite sind schnell erledigt, und wir fahren nach Laos. Der Grenzübertritt erinnert mich dann doch ein wenig an sozialistische und kommunistische Gepflogenheiten. Das Auto fährt bis zu einem Schlagbaum. Die Thais werden gar nicht beachtet, aber ich muß aussteigen und ca 50 m zum Abfertigungsgebäude gehen. Leider darf die Grenze und im Grenzbereich nicht fotografier werden, ebenso dürfen Polizeibeamte und Soldaten auch außerhalb des Grenzbereiches, also im ganzen Land, nicht fotografiert werden (beachte dazu bitte das Foto).

Einer der Begleiter geht mit mir, er muß nicht mal einen Ausweis vorzeigen. Alle sprechen Thai, auch die Laoten. Ja, das mit dem Visum geht, aber erst, wenn der entsprechende Bearbeiter vom Mittagessen zurück ist, denn nur er kann das Visum stempeln. Er wird also telefonisch informiert, da sei einer aus dem Ausland (damit ist nicht Thailand gemeint). Ja, 10 Minuten. Stimmt, nach 20 min kommt er zur Tür herein. Er betritt einen Raum, der zu unserer Seite zwei Schalteröffnungen hat. Am linken Schalter steht Arrival, am rechten Visum. Er sitzt hinter Arrival und nimmt meinen Paß entgegen, schaut ihn gründlich an und wirft ca 20 prüfende Blicke zwischen Paß und meinem Gesicht hin und her. Kommt mir irgendwie bekannt vor, habe ich an der Grenze der damaligen DDR eben genau so erlebt. Dann gibt er mir den Paß zurück und weist mich an, zum Visaschalter zu wechseln. Auch er wechselt seinen Stuhl – zum Visaschalter, nimmt erneut meinen Paß und stempelt ihn ab. Dann schickt er mich drei Schalter weiter, wo ich 1.100 Baht Visagebühr bezahle.

Ich kehre dann zum Visaschalter zurück, er stempelt meinen Paß, klebt einen Sticker, und ich habe ein 30-Tage-Visum für Laos. Das Auto war inzwischen zu einem weiteren Haltepunkt an einer Markierung weiter gefahren, und hier durfte ich wieder einsteigen.

Die Thais, wie schon geschrieben, durchliefen keinerlei Kontrolle. Wir fahren einige Kilometer weiter und machen erst einmal Halt an einem Restaurant. Zu Essen und zu Trinken gibt es das Gleiche wie auf der anderen Seite, nur viel billiger. Der einzige Unterschied zu Thailand, der mir sofort auffällt, ist der noch schlechtere Zustand der Straßen.

Wir kommen irgendwann an einem kleinen Marktflecken an. Meine Begleiter kaufen auf diesem Markt neben Lebensmitteln auch CDs, z.B. aktuelle thailändische Karaokevideos mit Sek Loso, Thierry und Tata Young für 10 Baht/CD, Handies, Haushaltwaren und allerlei Dinge des täglichen Bedarfs. Und wieder höre ich: alles viel billiger als in Thailand.

Direkt am Markt ist ein kleines Restaurant, und wir werden schon mit Hallo und Handschlag begrüßt, u.a. durch zwei laotische Polizisten. Sie haben nichts gegen Fotos einzuwenden.

Die Art und Weise des Umgangs miteinander zeigt mir, dass hier regelmäßige Treffen stattfinden, denn sie kennen sich sehr gut. Wir essen und trinken wieder etwas, denn die Laoten sind sehr gastfreundlich und lassen uns auffahren, aber partout nicht zahlen, auch ich darf nicht. Wir brechen aber nach nicht zu langer Zeit auf, denn ich will ja noch über Chiang Mai nach Mae Hong Son fahren, wobei wir das Ticket bereits am Vortag gekauft haben.

Bei der Rückkehr an der Grenze mache ich in Laos die gleiche Prozedur, nur diesmal ohne Kosten. An der Thaigrenze stehen 8 Mongolen vor mir an der Immigration, besetzt mit einem Beamten. Beamter ?? Naja, also Bedienstetem, richtig heißt es Polizist im Immigrationdienst. Die Mongolen erhalten ein 30-Tage-Visum. Als ich an der Reihe bin fragt er mich, ob mir ein 15-Tage-Visum ausreiche, er könne mir auch 30 Tage geben. 15 Tage reichen aus, denn das ist dann genau bis zum 29. Juni, meinem Abflugtag. Aber interessant ist das schon, dass er doch wohl diesen Spielraum hat.

Da Neffe Nan jetzt seinen Dienst antreten muß, bringt mich ein Kollege nach Thung Chang zur Abfahrstelle des Busses. Es ist meine voraussichtlich letzte freiwillige Fahrt in einem thailändischen Polizeiwagen. Der Bus ist ein VX- Class Bus und verfügt über zwei Sitzklassen, eine normale Sitzbreite und eine VIP- Sitzbreite, welche ich natürlich für mich gewählt habe. Die Fahrt bis Chiang Mai kostet 512 Baht.

Es ist einer der ersten Busse in Thailand, welche ich mit Sicherheitsgurten ausgerüstet sehe. Die Fahrt verläuft sehr angenehm, und da die Abfahrtzeit um 22:30 Uhr ist, schlafe ich auch bald ein. Die Sitze sind äußerst bequem, und ich habe eine gute Nacht. Dass ich am Morgen wieder kein Frühstück haben werde, läßt mich im Moment dabei noch kalt.

Zum Fotoalbum Kurztrip nach Laos

 

Grenzstation Thailand-Laos
Einkauf in Laos
Grenzstation Thailand-Laos
Laotische Polizisten
Meine letzte "Dienstfahrt"