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Gemischte Gefühle im Tigerkloster Wat Pha Luangtabua

Am Eingang zum Wat deponiert man ein freiwilliges Tambun von gewünschten 150 Baht, (All gibt natürlich sehr viel mehr) danach lässt man uns durch das geschlossen gehaltene Tor eingehen. Geschlossen deshalb, weil sich dort freilaufendes Wild befindet, das uns neugierig, aber nicht ängstlich beäugt und auch streicheln lässt. Nach gut 500 m Fussweg kommen wir zu den Tigerkäfigen, wo sich schon eine kleine Gruppe Thais und zwei australische Paare eingefunden haben. Drei nicht gerade kleine Tiger liegen dort an Bäume angekettet und lassen sich aus respektvoller Entfernung fotografieren, der Abt sitzt daneben in einer kleinen Sala. Es fängt gerade heftig zu regnen an, und wir stellen uns unter dem Dach der Tigerkäfige unter, wo insgesamt 12 Tiger leben. Der Abt erklärt uns in einwandfreiem Englisch, dass die Tiger nicht mehr ausgewildert werden, sie können sich in der freien Natur nicht mehr zurechtfinden. Die Wildtiere, die wir unterwegs gesehen haben, laufen dem Kloster ständig zu, lassen sich auch nicht vertreiben und lassen sich in die weitläufige Anlage integrieren.

Als ich mich mit aufgespanntem Regenschirm einem der Tiger nähere, um ihn zu fotografieren macht mich einer der fünf Tierwaerter darauf aufmerksam, dass Tiger Angst vor Regenschirmen haben und nimmt mir den Schirm aus der Hand. So stehe ich plötzlich ohne Schirm im strömenden Regen, einen Meter vor einem Tiger, der mich aufmerksam anschaut, das Maul aber nur zum gelangweilten Gähnen öffnet. Ich sehe allerdings gewaltige Zähne, die mir schon imponieren und meinem Zahnarzt Entzückensschreie entlocken würden, aber keinesfalls als Werbung für ein Mittel gegen Mundgeruch dienen könnten.

Gegen 14.30 Uhr, der Regen hörte auf, werden die Thais ungeduldig und verlassen uns Richtung Ausgang, im Nachhinein vermute ich, dass sie den Weitergang der Sache schon kennen. Wir übrigen jetzt noch sechs Touristen werden etwas zur Seite gebeten, und fünf Tiger werden von je einem Wärtern zu einem nahegelegenen Steinbruch geführt. Zuletzt wird der grösste von allen von einem Mönch alleine ebenfalls dorthin gebracht. Wir folgen in gebührendem Abstand, und die Tiger werden freigelassen. D.h., es befinden sich jetzt zwei freilaufende Gruppen im Steinbruch, wir und die Tiger, zwischen uns nur die Wärter. Gut eine halbe Stunde lässt man die Tiere miteinander spielen, bis sie an bestimmten Stellen postiert werden. Nach einer kleinen Ruhepause an diesen Stellen werden wir einzeln und nacheinander von jeweils zwei Wärtern zu den Tigern geführt, ein dritter übernimmt Foto- oder Videokamera. Ich bin der zweite, eine junge australische Frau ist die erste. Als sie zurück kommt bleibt sie neben mir stehen, legt mir einen Arm um die Schulter und flüstert mir zu „Great!“. Ich gehe also unter Bewachung zu dreien der Tiger, das Fell fühlt sich hart an, sie riechen auch etwas streng, aber sie beachten mich eigentlich nicht. Nach der Fotosession wieder zurück, wo sich All beharrlich weigert, den gleichen Weg zu gehen. Als letzte dann doch wagt sie es, und auch das überlebt sie.

Wenn ich in mehreren Augenblicken seither an diese Situation gedacht habe bin ich mir jetzt nicht sicher, ob ich dieses noch einmal wagen oder für All zulassen würde.

Anmerkung 2015: Ich habe in den letzten Tagen Berichte gelesen, nach denen dem Kloster verboten worden sein soll, weiterhin die Tiger im Wat zu halten. Es sind noch unsichere Informationen, denen ich versuchen werde, nachzugehen. (28.4.2015). Auperdem gibt es einen Bericht, daß der Abt von einem der Tiger angefallen worden sei. Definitiv werde ich mich diesen Tigern nicht mehr ohne ein Gitter dazwischen nähern.

Wir verabschieden uns herzlich von den Mitfotografierten, den Wärtern und den Moenchen. Das junge australische Paar übrigens ist mit einem Saeng Theaw von Kanchanaburi aus gekommen, ich habe leider nicht nach dem Preis gefragt. Ich habe mir an diesem Tag noch vorgenommen, den Chedi von Nakhon Pathom zu besuchen, was wir auch noch tun. Dieser imposante Chedi ist ebenfalls einen Besuch wert, wird im Moment in verschiedenen Hallen restauriert.

Anmerkung Oktober 2016: Inzwischen gab es eine große Kampagne gegen das Kloster Wie die Presse berichtet, soll dem Wat die Erlaubnis entzogen worden sein, Tiere im Tempelbereich zu halten. Ende Mai 2016 wurde der Tempel für den Touristenverkehr gesperrt.

Ob das zu Recht geschah oder nicht kann ich nicht beurteilen, da ich den Tempel eben nur aus dem einen Besuch kenne.

Eingang zum Tigerkloster
Ein Tiger
Zwei Tiger
Drei Tiger
Phra Pathom Chedi